Junge Union macht den „grünen Zeitgeist“ für Deutschlands Probleme verantwortlich
Frankfurter Rundschau
Die Junge Union hält einen „grünen Zeitgeist“ als Ursache für viele Probleme im Land. Außerdem fordert sie eine neue Fehlerkultur in der Union.
Berlin - Die AfD ist derzeit in aller Munde. Die Partei liegt seit Wochen in Umfragen bei bis zu 20 Prozent. Einige Beobachter wie auch Politiker sehen darin ein Zeichen dafür, dass viele Menschen in Deutschland mit der Bundesregierung unzufrieden sind. Auch der Vorsitzende der Jungen Union, Johannes Winkel, glaubt nicht, dass eine Mehrheit der AfD-Anhänger von der Partei tatsächlich überzeugt ist.
Vielmehr sei eine Stimme für die AfD Protest gegen die Politik der Regierung, sagte Winkel in einem Interview mit der Zeitung Welt. Die CDU wird seiner Ansicht nach „vom Bauchgefühl der Menschen“ noch im weitesten Sinne der Regierung zugeordnet. Um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, müsse sich die Union Fehler eingestehen und brauche eine „moderne Fehlerkultur“.
Auf die Frage, welche Fehler seiner Partei er meine, sagte Winkel: „Auch unter CDU-Führung wurde zum Teil Politik im Sinne des – damaligen – grünen Zeitgeistes gemacht. Momentan sehen wir, dass dieser grüne Zeitgeist für viele Probleme dieses Landes verantwortlich ist, angefangen von der Industrie bis zur ungelösten Steuerung der Migration.“ Konkret benannte er den Ausstieg aus der Atomenergie anstelle einer Abkehr von der Kohle.
Unter einer Fehlerkultur verstehe er, sich von eigenen Fehlentscheidungen zu lösen, so der Chef der Jungen Union. Das sei nötig, um dann glaubhaft neu angreifen zu können. Winkel machte zudem deutlich, dass die AfD der Hauptfeind der CDU sei. Auch Parteichef Friedrich Merz habe das bereits mehrfach betont. Merz hatte zuletzt Kritik auf sich gezogen, als er die Grünen zum „Hauptgegner“ in der Bundesregierung erklärt hatte - kurz nach dem Wahlerfolg des AfD-Kandidaten bei der Landratswahl im thüringischen Landkreis Sonneberg.
Die AfD ist in vielen ostdeutschen Bundesländern besonders stark. Der Höhenflug der in Teilen gesichert rechtsextremistischen Partei hat bei vielen Mitgliedern in der Union offenbar für ein Umdenken gesorgt. Einer aktuellen Umfrage zufolge, kann sich eine Mehrheit eine Zusammenarbeit mit der Linken in ostdeutschen Bundesländern vorstellen, um eine AfD in Regierungsverantwortung zu verhindern - entgegen der offiziellen Parteilinie.