James Bond in Pink? Natürlich geht das!
Die Welt
Zur Premiere des neuen James-Bond-Streifens in London schritt Daniel Craig in einem pinkfarbenen Smoking die Treppen zur Royal Albert Hall hinauf. Und das passt perfekt ins Männlichkeitskonzept eines 007.
„Wer sagt denn, dass es das erste Mal wäre?“, fragt grinsend der auf einen Stuhl gefesselte Geheimagent, als ihm der Superhacker und Superschurke Raoul Silva erst über die Narben auf seiner Brust streicht und dann seine Hand auf dessen Oberschenkel legt. Folter oder Verführung? Im Zweifelsfall droht James Bond in dieser Szene beides.
Es gab, wie die Produzentin Barbara Broccoli später zugab, große Diskussionen um diesen suggestiven Dialog in „Skyfall“ von 2012, dem 23. Film der Serie. Dass James Bond homoerotische Erfahrungen gehabten haben könnte, zielt direkt auf den sogenannten Markenkern dieser Figur. Und der ist kostbar. Die Abenteuer von 007 wurden in den letzten Jahrzehnten immer stärker zu zwei Stunden Product-Placement. Für Omega-Uhren, wechselnde Automarken (derzeit ist es mal wieder Aston Martin) und wer noch so alles in die Filme einkauft, ist die ungerührte, unverschämte Männlichkeit, für die die Figur steht, ungemein reizvoll. Man kann das als Dinosauriertum abtun oder als Standfestigkeit in den Stürmen des Zeitgeistes feiern, aber in Zeiten von Filmstars wie dem androgynen Knaben Timothée Chalamet ist die Bond’sche Kernigkeit ein Alleinstellungsmerkmal.