Infektiologe warnt: „Wir haben keine echte Impfquote, das ist ein riesiges Problem“
Frankfurter Rundschau
Die Corona-Zahlen steigen, die tatsächliche Impfquote ist ungewiss. Wird das Ende der pandemischen Lage zu früh beschworen?
Berlin - Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen liegt erstmals seit Monaten wieder im dreistelligen Bereich. Zeitgleich steht die tatsächliche Impfquote des Landes infrage: Der Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte geht davon aus, dass etwa 1,5 Millionen Corona*-Impfungen in Deutschland noch nicht gemeldet wurden.
Die meisten Impfungen seien über das kassenärztliche System eingegangen – wie viele nicht gemeldet wurden, sei aber noch unklar, sagte Verbandsvizepräsidentin Anette Wahl-Wachendorf gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Wir haben in alle Richtungen erklärt und sensibilisiert“, sagte sie weiter. Sie erwarte klärende Gespräche mit dem Robert-Koch-Institut (RKI).
„Wir haben keine echte Impfquote, das ist ein riesiges Problem, ein strukturelles Problem“, sagte auch der Kölner Infektiologe Gerd Fätkenheuer dem RND. „Ich fürchte, dass es am Ende erst über die Abrechnungen sichtbar wird.“ Aufgrund der Ungewissheiten bei der Impfquote und stark steigenden Infektionszahlen halte er das angekündigte Ende der Einschätzung der Lage als Pandemie für „sehr unklug“: „Wir kommen gerade in die kritischen Wintermonate und wir sehen, was in anderen Ländern passiert. Es hätte keinen schlechteren Zeitpunkt für diese Ankündigung geben können.“