Hysterischer Generalstabschef, wütende Massen: Prigoschin belastet russische Militärführung erneut schwer
Frankfurter Rundschau
Immer häufiger äußert sich Jewgeni Prigoschin kritisch über Entscheidungen der russischen Staatsführung. Nun prophezeit der Wagner-Chef eine nahende Revolution.
Moskau – In einem kürzlich auf seinem Telegramkanal veröffentlichten Video hat Jewgeni Prigoschin, der Chef der Söldnertruppe Wagner, erneut die russische Militärführung angegriffen und den russischen Medien Lügen vorgeworfen. In deutlichen Worten kritisiert er den Kriegsverlauf in der Ukraine und lässt vor allem kein gutes Haar an Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow.
Letzterer, so erzählt es Prigoschin in dem unter anderem vom Nachrichtenmagazin Spiegel veröffentlichten und untertitelten Video, würde sich wiederholt mit Wodka betrinken und sich hysterisch verhalten. In der Folge würden ihn dann seine Leute anrufen und von einem „Riesenschlamassel“ berichten.
Womöglich ist Prigoschins erneute Attacke gegen die russische Militärführung eine Antwort auf das Vorhaben der Behörden, auch den Söldnern der Wagner-Gruppe künftig Staatsverträge zu unterbreiten. Das hatte auch der russische Machthaber Wladimir Putin vergangene Woche in einem Treffen mit Militärbloggern angekündigt und die Maßnahme damit begründet, dass den Kämpfern nur so staatliche Sozialleistungen garantiert werden könnten.
Prigoschins Ansicht nach liegen dagegen ganz andere Dinge im Argen, die aufgrund der Medien in Russland im Verborgenen bleiben. So zitiert der Spiegel, dass Prigoschin hoffe, die Menschen bekämen „die ganze Katastrophe zu sehen“, und das „nicht erst, wenn sie zu ihnen kommt“, womit er wohl meint, dass die Realität im Ukraine-Krieg nicht so positiv aussieht, wie die Politik und Medien in Russland sie zeichnen. Im Nachsatz spielt er dann auf den russischen Grenzort Schebekino in Belgorod an, wo russische Saboteure vermehrt Widerstand leisten.
Wenn die Medien über solche Dinge „die Wahrheit sagen würden“, mahnt Prigoschin, „müsste die Öffentlichkeit auf rechtlich zulässige Weise mobilmachen“ und der politischen Führung des Landes – allen voran Schoigu und Gerassimow – sagen: „wenn Sie unseren Forderungen nicht sofort nachkommen, werden wir Sie auf einer Mistgabel aufspießen“. Erst dann könne sich in den Augen des Wagner-Chefs die Lage zum Positiven für Russland ändern. Dann müsse Putin seinen Verteidigungsminister und Generalstabschef „entlassen, oder in eine Zelle stecken, erschießen lassen oder durch andere ersetzen“.