Historischer Erfolg: Wie Hannawald Sport-Geschichte schrieb
ProSieben
Alle vier Springen bei der Tournee zu gewinnen? Das schien lange Zeit unmöglich. Bis Sven Hannawald kam. Der historische Erfolg verschob Grenzen und ließ den Skispringer in eine neue Lebensphase eintauchen.
"15 Uhr 56 und 25 Sekunden", rief Kommentator Tom Bartels am 6. Januar 2002 ins Mikrofon. Dann fuhr Sven Hannawald die Skisprungschanze von Bischofshofen hinunter und flog so weit, dass die Geschichte noch 20 Jahre später in den Köpfen vieler Menschen präsent ist und immer wieder erzählt wird. Als erster Athlet gewann Hannawald nacheinander alle vier Springen bei der bedeutenden Vierschanzentournee. "Es war jedes Haus komplett voll, wir hatten immer gutes Wetter. Da haben so viele Dinge eine Rolle gespielt, die so viel positiven Einfluss genommen haben", beschreibt Hannawald im Nachhinein seine traumhaften Winterwochen.
Vor der 70. Vierschanzentournee, die am 29. Dezember beginnt, fährt der heute 47-Jährige die Schanzen noch einmal ab. Oberstdorf. Garmisch-Partenkirchen. Innsbruck. Bischofshofen. Er jongliert mit Fußbällen, reißt Witze mit seinem früheren Sprungkollegen Andreas Goldberger und dreht Videobilder, die in der Jahreswechselzeit für Millionen TV-Zuschauer bei ARD, ZDF und ORF zu sehen sein werden. Rentner und Kinder wollen gleichermaßen Bilder mit Hannawald, verlangen nach Autogrammen von ihm. So ein bisschen Hype ist immer noch, wenn auch ganz anders als damals.
Es sei "irgendwie entspannter", erzählte Hannawald der Deutschen Presse-Agentur. "Man kann es viel, viel mehr genießen. Damals war es Station für Station natürlich harte Arbeit. Aber jetzt einfach mal wieder zurückzukommen, gerade zum Jubiläum, ist immer ein schöner Moment." Damals begab sich Hannawald in eine Art Tunnel und beantwortete in Interviews viele Fragen mit "Ich mache mein Zeug". Volle Skisprung-Arenen und Rekordzuschauerzahlen sorgten für eine Art deutschen Skisprungrausch, wie ihn in anderen Sportarten nur absolute Superstars wie Steffi Graf oder Michael Schumacher entstehen hatten lassen.
Für Hannawald wurde die Folgezeit nicht leicht. Nach dem historischen Vierfachsieg, dem Team-Olympiasieg und Einzel-Silber in Salt Lake City wirkte der gebürtige Sachse am Höhepunkt seines Sportlerlebens. Sein ähnlich erfolgreicher Kollege Martin Schmitt erinnert sich an Fans, die in der Kälte Windeln trugen und die beiden Schanzenstars feierten wie sonst nur Boygroups.