Heftige Gefechte im Sudan dauern an
DW
Immer mehr Zivilisten geraten zwischen die Fronten der zwei mächtigsten Generäle, die sich seit Samstag bekriegen. Helfer beklagen eine "humanitäre Tragödie".
Aufgrund anhaltender Kämpfe im Sudan können Zehntausende Menschen in der Hauptstadt Khartum ihre Häuser weiterhin nicht verlassen. Luftangriffe und Artilleriefeuer dauern an. Besonders umkämpft sind der Flughafen und das Generalkommando des Militärs. Zeugen zufolge liegen Leichen auf den Straßen. Auch in anderen Teilen des Landes setzten sich die heftigen Gefechte zwischen der Armee und der Spezialeinheit Rapid Support Forces (RSF) fort.
Am Mittwochabend waren Bemühungen um eine Waffenruhe abermals gescheitert. Nach Informationen mehrerer Medien musste die Bundesregierung einen Versuch, im Sudan lebende Deutsche auszufliegen, zunächst stoppen. Drei Militärtransporter vom Typ A400M seien zurückbeordert worden. Kanzler Olaf Scholz bezeichnete die Lage im Sudan als schwierig und bedrohlich. Zugleich kündigte er an, Deutschland werde bei einer möglichen Rettungsaktion auch versuchen, Bürgern anderer Staaten zu helfen.
Nach UN-Angaben gibt es in vielen Häusern seit Tagen keinen Strom mehr. Trinkwasser und Nahrungsmittel, Benzin und Medikamente gingen aus. Die Gesundheitsversorgung sei so gut wie zusammengebrochen, sagte das sudanesische Ärztekomitee. Die Welthungerhilfe warnte vor einer "humanitären Tragödie". Schon vor Ausbruch der Gewalt habe jeder Fünfte der 46 Millionen Einwohner Hunger gelitten. Besonders dramatisch sei die Situation in der westlichen Region Darfur. Zugleich verurteilte die Organisation Übergriffe auf humanitäre Helfer.
Im Sudan kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch militärischer Oberbefehlshaber ist, seit Samstag gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo. Dieser kommandiert die RSF. Eigentlich hätte die paramilitärische Gruppe der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.
Al-Burhan und Daglo standen seit einem gemeinsamen Militärputsch 2021 an der Spitze des nordostafrikanischen Staates. Daglo, der enge Kontakte zu Russland unterhält, bezeichnet den Putsch in Online-Medien inzwischen als "Fehler" und präsentiert sich und seine Miliz als Retter des Sudans. Seit Beginn des Konflikts wurden der Weltgesundheitsorganisation zufolge fast 300 Menschen getötet und mehrere Tausend verletzt.