Grüner Wasserstoff: Spaniens riskanter Plan
DW
Spanien will Deutschlands günstiger Lieferant von grünem Wasserstoff werden. Der Energieriese Iberdrola spielt ganz vorne mit. Aber die eigene Anlage in Puertollano zeigt, dass das derzeit wenig realistisch ist.
Es ist Spaniens ganzer Stolz. Hier in der Region Castilla-La Mancha, in der ehemaligen Kohlminenstadt Puertollano, 250 Kilometer südlich von Madrid, steht Europas größte Anlage für die Produktion von grünem Wasserstoff. Hier wird Sauberkeit verkauft, obwohl es auf dem Schornstein-Gelände nach Chemie riecht. Die rauchende Öl-Raffinerie von des Energiekonzerns Repsol und die Produktion des Kunstdüngerherstellers Fertiberia sind in unmittelbarer Nähe.
Bis 2030 soll Fertiberia zu 100 Prozent vom Anlagenbetreiber Iberdrola mit grünem Wasserstoff versorgt werden, derzeit sind es gerade mal zehn Prozent. Hier in Puertollano wird klar, warum grüner Wasserstoff einerseits zwar ein Hoffnungsträger ist und andererseits deutlich macht, warum Spaniens Unterfangen, Deutschlands billiger Energielieferant zu werden, für beide risikoreich ist und es trotzdem vorerst keine andere Lösung gibt.
Dabei hängt alles zusammen. Spanien ist trotz seiner chronischen Trockenheit und Dürre der wichtigste Exporteur von Agrarprodukten. Das machte Fertiberia zum Weltkonzern. Aber sowohl die massive Produktion von Kunstdünger als auch die Erzeugung von grünem Wasserstoff braucht viel Wasser und davon gibt es immer weniger in Spanien. Fertiberia hat wegen Umweltverschmutzung seit jeher einen schlechten Ruf. Schon seit einem Jahr werben sie trotzdem damit, dass sie von Iberdrola mit grüner Energie beliefert werden und damit nachhaltig sind - obwohl das - wie erwähnt - auf gerade ein Zehntel der Produktion zutrifft.
Würde Fertiberia grünen Wasserstoff zu 100 Prozent anwenden, würde der Dünger so teuer, dass Spaniens florierende Agrar-Exportwirtschaft am Ende wäre und deutsche Konsumenten in Folge nicht mehr so billig Erdbeeren aus Spanien kaufen könnten. "Es gibt eine Ressourcenknappheit auf allen Ebenen, welche überall zu hohen Preisen führt und grüne Wasserstoffproduktion momentan nicht rentabel macht", sagt Roberto Gómez-Calvet von der Universidad Europea in Madrid. Iberdrola träumt von riesigen Offshore-Windparks, die die Produktion von Wasserstoff grün machen sollen. Aber auch das setzt Milliarden teure Investitionen voraus.
"Wir warten auf die EU-Next Generation-Gelder, um die Produktion günstiger zu machen," erklärt Javier Plaza de Agustín, der durch die Produktionsanlage von Iberdrola führt. Wieviel es an Steuergeldern geben wird und wie teuer der von ihnen produzierte mit Solarenergie produzierte grüne Wasserstoff derzeit ist, darüber will er nicht reden.