Friedenspreis: Schmeichelnde Worte von Obamas Halbschwester – und ein denkwürdiger Auftritt
Frankfurter Rundschau
In Frankfurt erhält Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe den Friedenspreis. Auf der Bühne ergriff dann eine Grünen-Politikerin spontan das Wort.
Frankfurt – Da nützte auch Peter Feldmanns dezenter Widerstand nichts mehr: Die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in Frankfurt begann anders als gewöhnlich. Denn statt der diesjährigen Preisträgerin Tsitsi Dangarembga stand zu Beginn plötzlich eine andere Frau im Mittelpunkt – und auf der Bühne: Mirrianne Mahn, die städtische Referentin für Diversitätsentwicklung, stürmte, wohl spontan, das Rednerpult in der Paulskirche, unterbrach Oberbürgermeister Feldmann bei seiner Begrüßungsrede und übernahm kurzerhand das Wort. Zu sehen war das alles live im ZDF.
Es folgte keine Laudatio auf die Preisträgerin, sondern ein flammendes Plädoyer zu einem ganz anderen Thema: rechte Verlage auf der Buchmesse in Frankfurt. „Das Paradox ist, dass wir hier in der Paulskirche, der Wiege der Demokratie, einer schwarzen Frau den Friedenspreis verleihen, aber schwarze Frauen auf genau dieser Buchmesse nicht willkommen waren“, sagte Grünen-Politikerin Mahn. „Und ich sage ganz klar ‚nicht willkommen waren‘, weil nicht dafür gesorgt wurde, dass sie sich sicher fühlen.“
Rechtsradikale Ideologien seien keine Meinung und dürften nicht durch die Meinungsfreiheit gedeckt sein. Wenn Rechtsradikalen eine Plattform gegeben werde, „dann beteiligen wir uns aktiv an dem nächsten Hanau“, meinte Mahn. In Hanau hatte im Februar 2020 ein rassistischer Attentäter neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen.