Flucht und Migrationsausstellung – Tod im Klapperfeld
Frankfurter Rundschau
Im ehemaligen Gefängnis in Frankfurt ist eine Ausstellung zu Flucht und Migration zu sehen. Eine amerikanische Ausstellung mit europäischen Problemen.
Frankfurt – Die Todesursachen, die in englischer Sprache nüchtern auf den Pappkarten vermerkt sind, klingen grausam: „Heat Stroke“ (Hitzschlag), „Blunt Force Trauma“ (Stumpfe Gewalteinwirkung), „Dehydration“ (Verdursten). Mehr als 3000 dieser Karten, so genannte „Toe Tags“ (Zehenanhänger), baumeln an Stecknadeln befestigt an der Wand. Jede der Karten symbolisiert einen der Menschen, die seit den 1990er Jahren an der Grenze zwischen Mexiko und den USA bei ihrer Flucht durch die Sonora-Wüste ums Leben gekommen sind. 1994 hatte die US-Regierung unter Präsident Bill Clinton eine „Prävention durch Abschreckung“ an der südlichen Grenze nach Mexiko beschlossen und damit die Geflüchteten gezwungen durch die Wüste zu marschieren. Für die Ausstellung „Hostile Terrain 94“ (Feindseliges Gelände), die seit Samstag im autonomen Zentrum Klapperfeld zu sehen ist, haben Freiwillige aus Frankfurt, coronabedingt in Kleingruppen, die Zehenanhänger, die üblicherweise an Leichen zur Identifikation befestigt werden, per Hand beschriftet. Neben Namen, Alter, Geschlecht wurden etwa Fundort und -datum sowie Körperzustand notiert. Mindestens die Hälfte der Karten ist orange, das weist darauf hin, dass die Toten nicht identifiziert werden konnten. Die andere Hälfte der Karten mit den persönlichen Daten der Gefundenen ist beige. „Die Idee war es, sich während des Schreibens zu unterhalten und über die verstorbene Person zu reflektieren“, sagt Kuratorin Pinar Senoguz. Zum Beispiel, was der Tod für die Angehörigen bedeutet habe, fügt die 47-jährige Migrationswissenschaftlerin hinzu.More Related News