FIFA-Chef Infantino relativiert WM-Pläne
DW
Eine Fußball-WM alle zwei Jahre? Das habe der Weltverband nie vorgeschlagen, behauptet FIFA-Präsident Gianni Infantino. Auch in Sachen Russland bleibt er im Ungefähren.
Wer auf dem 72. FIFA-Kongress in Doha klare Ansagen vom Präsidenten erwartet hat, darf enttäuscht sein. Bei seinem großen Auftritt hält es Gianni Infantino eher mit dem butterweichen Motto: "Alles kann, nichts muss." Auch beim größten Aufreger, dem seit Monaten heiß diskutierten Plan, die WM alle zwei Jahre auszutragen. "Ich möchte klarstellen: Die Fifa hat nie eine WM alle zwei Jahre vorgeschlagen", behauptet Infantino, der selbst nachdrücklich für diese Idee geworben hatte. Das kann man als Rückzug deuten. Oder ist es ein taktisches Manöver des Schweizers? "Wir werden versuchen, eine Diskussion zu führen, um etwas zu finden, das allen am besten passt", fügt er noch hinzu.
Solche sportpolitischen Winkelzüge beherrscht der 52 Jahre alte Schweizer. Seit 2016 steht Infantino an der Spitze des Fußball-Weltverbands und hat in bisher zwei Amtszeiten auch höchst umstrittene Projekte durchgesetzt, etwa die WM-Aufstockung: Ab 2026 werden 48 Teams am WM-Turnier teilnehmen.
Sein Auftritt in Doha lässt sich nun wie eine Blaupause seiner bisherigen Amtsführung lesen: Zum Auftakt verurteilt er den Krieg in der Ukraine. Die Ereignisse ließen ihn "mit schwerem Herzen" zurück, sagt Infantino. Er ruft zum Frieden auf. Die Rolle Russlands aber, als Aggressor in diesem Krieg, lässt er unerwähnt und lobt das dortige WM-Turnier 2018 sportlich und kulturell als "großartigen Erfolg". Ein Ausschluss oder eine Suspendierung des russischen Verbands wird auf der Veranstaltung nicht einmal diskutiert.
Besondere Beziehungen, auch das wird klar, hat er zu Katar, dem umstrittenen WM-Gastgeber in diesem Jahr. Infantino begrüßt die WM-Macher als "Brüder" und verfolgt später mit starrer Miene die klaren Worte von Lise Klaveness. Die Chefin des norwegischen Fußballverbands fordert, dass die FIFA "als moralisches Vorbild agieren müsse" und übt klare Kritik an den Missständen in dem Emirat. Der Präsident dagegen scheut sich auch danach nicht vor großer Nähe zu den finanzstarken Investoren.
Kein Wunder, man kennt sich. Neben fünf anderen Sprachen spricht Infantino auch fließend Arabisch. Seit einem halben Jahr lebt er in Katar, gemeinsam mit seiner Familie hat er seinen Lebensmittelpunkt aus der Schweiz an den Persischen Golf verlegt. "Was in anderen Ländern Generationen gedauert hat, wurde hier in ein paar Jahren erreicht", lobt Infantino, dass sich die Menschenrechtssituation dort verbessert habe. Ein Verdienst, das sich der FIFA-Präsident gerne auf die eigene Fahne schreibt. Ebenso, wie die nach seinen Worten "trotz Pandemie sprudelnden" Finanzen.