Für Schwule ging die Nazizeit erst 1969 zu Ende
Die Welt
In Deutschland galt für Schwule bis 1969 der Paragraf 175. Das hieß oft genug Gefängnishaft für Männer, die Männer begehrten. Der Film „Große Freiheit“ von Sebastian Meise schickt einen von ihnen auf eine Heldenreise mit großem Vorbild und verblüffendem Ausgang.
Parsifal ist jetzt schwul und kommt dafür in den Knast. Doch, doch: Der Autor, der gerade diesen Satz geschrieben hat, ist noch halbwegs bei Verstand und meint genau das, was er da sagt. Er hat den eindrucksvollen, vielfach preisgekrönten Film „Große Freiheit“ gesehen, der diese Woche in die Kinos gelangt, und kann sich der eingangs formulierten Assoziation einfach nicht entziehen.
Denn der Protagonist dieses Gefängnisfilms, von Franz Rogowski mit verstörender Intensität gespielt, er kommt tatsächlich als ein reiner Tor daher. Durch Mitleid wissend wird er am Ende auch. Vor allem aber ist er schwul. Was nicht etwa „keine Rolle spielt“, wie es heute immer so schön heißt, wenn zum Beispiel gemutmaßt wird, ob wir demnächst einen schwulen Bundeskanzler bekommen könnten. Sondern was einmal in diesem Land existentiell war. Existentiell im Sinne von lebensbedrohend.