EZB: Leitzins im Euroraum bleibt auf Rekordtief von null Prozent
DW
Die Teuerung in Deutschland wie im Euroraum hält sich auf hohem Niveau. Immer deutlicher werden die Forderungen an die EZB, gegenzusteuern. Doch die Notenbank bleibt ihrem Kurs treu.
Europas Währungshüter behalten trotz weiterhin hoher Teuerungsraten ihren ultralockeren geldpolitischen Kurs vorerst bei. Bei der ersten geldpolitischen Sitzung im neuen Jahr bestätigte der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) den Leitzins im Euroraum auf seinem Rekordtief von null Prozent. Auch an den milliardenschweren Anleihenkäufen hält die Notenbank fest, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.
Zugleich müssen Finanzinstitute weiterhin Strafzinsen berappen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken. Den dafür gültigen sogenannten Einlagesatz beließen die Währungshüter bei minus 0,5 Prozent.
Die zuletzt sprunghaft gestiegene Teuerungsrate in der Euro-Zone wird aus Sicht von EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor allem kurzfristig noch hoch bleiben. "Die Inflation wird wahrscheinlich noch länger als bisher gedacht erhöht bleiben, aber sich abschwächen im Laufe dieses Jahres", sagte die Französin (Artikelbild) nach der Ratssitzung am Donnerstag in Frankfurt. Die hohen Energiepreise erwiesen sich als hartnäckig. Aber auch die Lebensmittelpreise kletterten deutlich. Risiken gebe es derzeit eher wegen einer weiter steigenden Teuerungsrate.
Gleichzeitig legte die Bank of England wenige Wochen nach ihrer Zinswende nach. Sie erhöhte den geldpolitischen Schlüsselzins um einen Viertel Punkt auf 0,5 Prozent. Die Notenbank deutete eine mögliche weitere Straffung der Geldpolitik an. Sie hält es für möglich, dass die Inflation bald über die Markte von sieben Prozent hinausschießen könnte. Die Bank of England hatte im Dezember als erste der großen Zentralbanken seit Beginn der Pandemie den Zins angehoben - und zwar von 0,1 auf 0,25 Prozent.
Allerdings: Noch hält sich die Teuerung auf vergleichsweise hohem Niveau. Im Euroraum stieg die Inflation im Januar entgegen den Erwartungen sogar noch weiter auf nun 5,1 Prozent. Das ist der höchste Wert seit Einführung des Euro als gemeinsame europäische Verrechnungswährung 1999. In Deutschland ging die jährliche Teuerungsrate zu Jahresbeginn zwar auf 4,9 Prozent zurück, der Rückgang fiel aber deutlich geringer aus als erwartet. Vor allem steigende Energiepreise heizen den Preisauftrieb an.