EU und Indien starten neue Freihandelsgespräche
DW
Seit neun Jahren lagen die Gespräche über ein Freihandelsabkommen auf Eis. Nun wollen Indien und die EU schnell vorankommen. Hierfür ausschlaggebend dürften auch die geopolitischen Veränderungen sein.
Die Europäische Union und Indien haben wieder Gespräche über ein Freihandelsabkommen aufgenommen und sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis Ende 2023 soll das entsprechende Abkommen stehen, wie der für Außenhandel zuständige EU-Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis nach einem Treffen mit dem indischen Handelsminister Piyush Goyal in Brüssel mitteilte. Bis zu diesem Termin sollen auch Abkommen zum Investitionsschutz und zu geografischen Herkunftsangaben unter Dach und Fach gebracht werden. Dombrovskis sagte weiter, das sei "ein enger Zeitrahmen (...). Wir müssen sehen, ob wir unsere Ziele erreichen können." Wichtig sei aber der Inhalt, nicht die Fristen.
Beide Seiten betonten den Wert einer Partnerschaft zwischen Indien mit seinen fast 1,4 Milliarden Menschen und der EU für die kommenden Jahre. Bereits jetzt ist die EU drittwichtigster Handelspartner. Im vergangenen Jahr betrug das Handelsvolumen zwischen beiden Seiten laut Dombrovskis gut 120 Milliarden Euro. Die EU sieht angesichts der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Indiens noch großes Potenzial.
Die Europäer wollen sich generell stärker in der indo–pazifischen Region engagieren. Sie dürften insbesondere an niedrigeren Zöllen interessiert sein etwa für Alkoholika und Autos. Indien wiederum dürfte den Fokus auf Dienstleistungen legen und einen leichteren Visa-Zugang für indische Staatsbürger anstreben.
"Indien hat sich verändert", sagte Handelsminister Goyal. "Es will ein Akteur in der entwickelten Welt sein, und wir wollen dieses Abkommen schnell." Neu Delhi schließe nichts aus. "Wir haben keine Vorurteile oder Einwände. Das Abkommen wird sich auf das stützen, was gewinnbringend ist."
Die nächste Gesprächsrunde wird nach EU-Angaben vom 27. Juni bis 1. Juli in Neu Delhi stattfinden.