Erweichend
Süddeutsche Zeitung
Der Gouverneur von Oklahoma begnadigt einen mutmaßlichen Mörder - und wagt damit eine potenziell unpopuläre Entscheidung. Anlass, noch einmal Fjodor Dostojewski zu lesen.
Doch, es geschehen noch Zeichen und Wunder, für den großen Kitschier Stefan Zweig wäre es eine Sternstunde gewesen. Am Freitagmittag Ortszeit, nicht ganz in letzter Minute, aber vier Stunden vor dem Termin, ließ sich Kevin Stitt, der Gouverneur von Oklahoma, doch noch erweichen, und begnadigte Julius Jones zu lebenslanger Haft. Bürgerrechtler, Jurastudenten, Kirchenvertreter und die Teilzeit-Wohltäterin Kim Kardashian hatten sich für Jones verwendet und den Gouverneur bestürmt, dem Mann das Leben zu lassen. Vier Stunden später wäre er mit einer Giftspritze hingerichtet worden.