Die wahre Gefahr für die Buchmesse
Die Welt
Kaum darf die Frankfurter Buchmesse nach der Corona-Zwangspause wieder stattfinden, schon fordern linke Aktivisten ihren Boykott. Die Kampagne ist nicht nur eine Katastrophe für diese Messe – sondern auch eine Gefahr für die Vielfalt der Meinungen.
Der Stand, über den auf dieser Buchmesse alle reden, liegt in einer Ecke der Halle 3.1. Es ist eine jener unscheinbaren Kojen, an denen man beim Gang durch die Hallen hundertfach vorbeikommt, besetzt von Nischenverlagen für Waldorf-Pädagogik, Sexkalender oder Gebrauchsbibeln. Auch diese Stände repräsentieren die verwinkelten Weiten des Buchmarkts, dem die Frankfurter Buchmesse eine neutrale Plattform bietet, und zwar laut Satzung ohne Vorauswahl oder Zensur.
Am Stand des Verlags Jungeuropa stehen und sitzen ein paar proper gekleidete junge Männer herum, die man optisch als Hipster-Burschenschaftler einordnen könnte, einer trägt ein Rammstein-T-Shirt. Im Programm hat der rechte Kleinverlag das neue Werk des französischen Philosophen Michel Onfray, „Theorie der Diktatur“, außerdem Bücher mit Titeln wie „Sozialismus und Nation“ oder „Kulturrevolution von rechts“. Der aktuelle Roman im Sortiment heißt „Europa Power brutal“, er ist in Popfarben gestaltet, der Klappentext lautet: „Alles fängt an wie so was immer anfängt. Mit was auf die Birne. Und saufen.“