Deutschland sagt Afghanistan 200 Millionen Euro zu
DW
Angesichts der wachsenden Not der Menschen in Afghanistan, versucht die internationale Gemeinschaft weitere Mittel für humanitäre Hilfe einzuwerben. Deutschland will rund 200 Millionen Euro beisteuern.
Dies kündigte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bei einer virtuellen internationalen Geberkonferenz für das Land an. Die humanitäre Krise, die die afghanische Bevölkerung durchlebe, zähle zu den schwersten der Welt, sagte die Grünen-Politikerin. Nach der schlimmsten Dürre in 30 Jahren sind jetzt 23 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Gleichzeitig forderte sie die in Afghanistan regierenden radikal-islamistischen Taliban dazu auf, humanitären Helfern ungehinderten Zugang zu verschaffen und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Es sei inakzeptabel, dass es etwa dem UN-Welternährungsprogramm (WFP) derzeit nicht möglich sei, die Provinzen Kabul, Kandahar und Ghor mit lebensrettenden Nahrungsmitteln zu versorgen.
Baerbock forderte die Islamisten zudem eindringlich auf, überall im Land gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu gewähren. Es habe ihr das Herz gebrochen zu sehen, wie die Mädchen vor ihren geschlossenen Schulen weinten. Die Notlage der Mädchen veranschauliche das Leid der Menschen in Afghanistan, sagte Baerbock. "Die Fortschritte, die die Frauen und Mädchen Afghanistans in den letzten zwei Jahrzehnten errungen haben, dürfen nicht einfach fortgespült werden wie Eis, das in der Sonne dahinschmilzt", sagte sie. "Das ist unser eindringlicher Appell an die Taliban." Weiterführende Schulen sind für Mädchen in Afghanistan weiter geschlossen.
Ein Engagement Deutschlands über humanitäre Hilfe hinaus hänge weiter von den Taten der Regierung der Taliban ab, sagte die Außenministerin weiter. Berlin erwarte eine Achtung der Menschenrechte, die Bildung einer inklusiven Regierung und eine Bekämpfung des Terrorismus.
Die Vereinten Nationen, die zusammen mit Deutschland, Großbritannien und Katar die Veranstalter der virtuellen Geberkonferenz sind, schätzen, dass Afghanistan insgesamt rund vier Milliarden Euro an humanitärer Soforthilfe benötigt. Davon sind nach UN-Angaben bislang aber ein Bruchteil zugesagt. Neben Deutschland, dass rund 200 Millionen Euro zugesagt hat, will Großbritannien umgerechnet rund 335 Millionen Euro geben.
UN-Generalsekretär António Guterres rief die internationale Gemeinschaft zu einer großzügigen Hilfe in Milliardenhöhe auf. Das Geld wird laut UN für Lebensmittel, Gesundheitsversorgung, Bildungsangebote und Notunterkünfte benötigt. Das Geld soll direkt an Hilfsorganisationen gehen und nicht an die Taliban, die nach dem Abzug der US-geführten internationalen Truppen im August 2021 das Land wieder übernommen haben.