Deutsches Jazzfestival: Glitzerschöne Klangmomente
Frankfurter Rundschau
Antonio Sanchez und Andreas Schaerer zur Eröffnung des 52. Deutschen Jazzfestivals in Frankfurt.
Und was ist gerade in der New Yorker Jazz-Szene los? Wenn man das Quartett um den Schlagzeuger und Komponisten Antonio Sanchez als Hinweis lesen will, dann wird dort gerade relativ viel Strom verbraucht: Bigyuki an Keyboards und Synthesizer, Lex Sadler mit E-Bass und einigen elektronischen Kästen, Thana Alexa mit allerlei Effektgerät zur Bearbeitung des Klangs und Volumens ihrer Stimme schaffen eine elektronische Umgebung für Antonio Sanchez, dessen Drumset ein Wohnzimmer füllen könnte.
Sanchez, der in Mexico City geboren wurde, hat unter anderem viel mit Pat Metheny gearbeitet und 2017 mit „Bad Hombre“ einen musikalischen Kommentar zu Donald Trump formuliert. Für sein aktuelles Projekt hat er bei Kolleginnen und Kollegen der Singer-Songwriter-Branche Stücke eingesammelt, die er arrangiert (und damit geradezu in eigene Stücke verwandelt) hat und die nicht immer unbedingt politisch zugespitzt daherkommen.
Die Song-Formate sind durch ausgiebige Solo-Passagen aufgebrochen. Metrische Geradeaus-Bewegungen werden immer wieder durch polyrhythmische Intarsien und Überlagerungen konterkariert. Lex Sadler hält sich – eine Bassisten-Tugend – optisch im Hintergrund und akustisch weiter unten und breitet der Band einen groovend flatternden Teppich. Bigyuki steuert schwirrende, singende, glissandierende Tonfolgen mit Geräuschsequenzen und überraschende Solo-Passagen bei.