Der Tag, an dem die Mafia nach Wesseling kam
Die Welt
In Düsseldorf läuft einer der größten Prozesse gegen die organisierte Kriminalität aus Italien, den Deutschland je erlebt hat. Die Mafia hat nach wie vor hohe Bedeutung – und versteckt sich oft in der Provinz. Wie in einer Stadt bei Köln, wo über Jahre niemand etwas ahnte.
Es gibt Menschen in Wesseling, die sich irgendwann wundern. Zum Beispiel eine junge Frau, die dort bis 2014 Stammgast in der örtlichen Pizzeria „Da Vinci“ ist. Ihr Name soll nicht in der Zeitung stehen. „Sonst lande ich womöglich mit ein paar Betonschuhen im Rhein“, sagt sie nur halb im Scherz. Nennen wir sie also Selma F.. An einem Sommerabend 2014 sitzt Selma F. wieder einmal mit einigen Freunden und der halben Belegschaft auf der Terrasse der Pizzeria. Eigentlich ist schon geschlossen. Aber die Luft ist warm, die Stimmung gut, man unterhält sich über die Tische hinweg. Jemand ruft: „Eine Runde noch!“ Ein Kellner erzählt von Italien und dass alle Angestellten aus Kalabrien stammen. Da ergreift Antonio I. das Wort. „Er ließ den Chef raushängen“, erinnert sich Selma. „Er stand auf, zeigte auf die Anwesenden und sagte in seinem gebrochenen Deutsch: ‚Das mein Neffe, das mein Cousin’ und so weiter. Ich habe ihm zugesehen und mich gewundert. Das war wie in einem schlechten Mafia-Film.“ Die sonst so netten Angestellten reagieren seltsam, einige werfen sich nervöse Blicke zu.More Related News