Das geniale Universum des Virgil Abloh
Die Welt
Virgil Abloh ist Herrendesigner beim Luxusriesen Louis Vuitton und definiert neu, was dieser Job heute bedeutet: Alles machen. Und zwar schnell. Was seine Entwürfe über die Gegenwart erzählen.
Mit dem schwarzen Privatjet flog Virgil Abloh, 41, dann wieder weiter, nachdem der Louis-Vuitton-Kreativdirektor zur Eröffnung seiner Ausstellung „Figures of Speech“ im Kunstraum Fire Station in Katar angereist war. Vorher war die Show schon in Boston und Chicago zu sehen. Der museale Blick zurück könnte einem voreilig erscheinen, aber Eile ist Ablohs Prinzip. Vor wenigen Monaten kaufte LVMH – das weltweit konkurrenzlose Luxuskonglomerat, zu dem auch Louis Vuitton gehört – 60 Prozent an Ablohs eigenem Modelabel Off-White und will mit seiner Hilfe neue Partnerschaften und Marken aufbauen. Abloh hat damit einen „Platz am Tisch“, wie es im Wirtschaftssprech heißt. Was gemeint ist: Er ist kein Dienstleister mehr, sondern ein Entscheider. Ein „Master of the Universe“, wie der Ironiker Tom Wolfe gesagt hätte.
Virgil Ablohs Eltern kommen aus Ghana, er wuchs bei Chicago auf, hat niemals eine Modeschule besucht (er studierte Architektur) und sich noch vor wenigen Jahren am DJ-Pult des Berghain wohler gefühlt als beim Bulgari-Empfang in Mailand. Sein Weg an die Spitze der Modeindustrie war unkonventionell, aber folgerichtig. Er begann mit bedruckten T-Shirts, tingelte dann im Gefolge von Kanye West, der sich vom Popstar zum Modeunternehmer mauserte, über die Modenschauen Europas, arbeitete bei dem New Yorker Avantgarde-Label Hood by Air und bei Fendi, und er fand den perfekten Partner: die New Guards Group, ein rasantes italienisches Fashion-Startup.