Damokles lässt grüßen
Frankfurter Rundschau
Die Hallensportarten trifft der Notbetrieb ohne Fans viel härter als den Fußball. Die Furcht vor dem kompletten Stillstand ist allgegenwärtig.
Es ist vielleicht ein angemessenes Zeichen, dass die meisten Fußball-Bundesligisten am Tag danach keinen Kommentar mehr abgeben wollten. Mit Verweis auf sich wiederholende Argumentationen. Auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) äußerte sich durchaus verständnisvoll, dass das neue Jahr flächendeckend mit Geisterspielen beginnt, die sich über den gesamten Winter erstrecken könnten. Zwar seien die vorübergehenden Einschränkungen von Bund und Ländern „bedauerlich, aber nachvollziehbar – auch wenn wir alle noch bis vor Kurzem gehofft haben, dass es eine bundesweite Rückkehr zu Spielen ohne Fans in den Stadien nicht mehr geben würde.“ Die spitzzüngige Tonalität, die der am Mittwoch seinen Schreibtisch räumende Chef Christian Seifert in einem letzten Mediengespräch in der Vorwoche angeschlagen hatte, war aus diesem Statement nicht herauszulesen.
Vielleicht, weil über dem gesamten deutschen Sport ein viel größeres Damoklesschwert schwebt. Eines, das an die düstersten Zeiten der Pandemie erinnert, als am Anfang der Corona-Krise gar kein Ball mehr rollte. Weder bei den Amateuren noch bei den Profis. Als Sport- und Spielplätze wochenlang zugesperrt waren. Kann das wieder passieren? Das Robert-Koch-Institut hatte vor dem Bund-Länder-Gipfel in seinem Strategiepapier unter anderem ein „Verbot von Großveranstaltungen“ und die „Schließung von Sportstätten im Innenbereich“ als Sofortmaßnahmen gefordert. Dieses Szenario droht nun wohl, wenn die hochansteckende Omikron-Variante die Zahl der Infizierten in kaum beherrschbare Bereiche treibt.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) forderte die Politik schon auf, den Breitensport nicht wieder mit einem Bannstrahl zu bedenken. „Es ist wichtig und notwendig, dass die 90 000 Sportvereine in Deutschland ihren 27 Millionen Mitgliedern weiterhin niedrigschwellige Bewegungsangebote machen können und so die Bevölkerung aktiv bleibt.“ Der ehemalige DOSB-Vizepräsident Kaweh Niroomand, Manager von Volleyballmeister BR Volleys und Sprecher der Berliner Profivereine, sagte gegenüber der Deutschen Presseagentur: „Die Vereine sind Sozialstationen der Gesellschaft. Nirgendwo ist die Schule der Demokratie besser aufgestellt als in den Vereinen.“ Neben ökonomischen Hilfen müssten auch in sozialen Bereichen was getan werden, „um das Verlorengegangene wiederzubringen.“ Aus seiner Sicht mache ein „Konjunkturprogramm Sport“ durchaus Sinn.