Corona-Inzidenz erstmals seit Mai wieder bei 100
ProSieben
Es ist nur eine symbolische Zahl, aber sie lässt aufhorchen: Die Corona-Inzidenz ist in Deutschland wieder dreistellig.
Corona-Infektionen in Deutschland haben wieder deutlich zugenommen: Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte am Wochenende erstmals seit Mitte Mai den Wert von 100. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Samstag mit exakt 100,0 an. Am Vortag hatte der Wert bei 95,1 gelegen, vor einer Woche noch bei 70,8. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 15 145 Neuinfektionen.
Der Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für eine Beendigung der durch den Bundestag festgestellten Corona-Notlage sorgte auch angesichts dieser steigenden Zahlen weiter für Diskussionen. Kritiker befürchten einen "Flickenteppich" an Maßnahmen und Regelungen. Spahn betonte im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks, es gehe darum, nach 19 Monaten einen Ausnahmezustand zu beenden. Die Befugnisse der Bundesregierung sollten in einen Normalzustand zurückgeführt werden. Er betonte, dies bedeute keinen "Freedom Day" (Freiheitstag) oder das Ende aller Maßnahmen. Diese könnten auch ohne Ausnahmezustand geregelt werden.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der "Passauer Neuen Presse" (Samstag), Spahns Ankündigung in einer Phase, in der es steigende Infektionszahlen, Impfdurchbrüche, stagnierende Impfquoten und andere Probleme gebe, habe ihn überrascht. Sollte die Feststellung der epidemischen Notlage nach dem 25. November tatsächlich auslaufen, fordere er eine Ersatzregelung. Auch die Ministerpräsidenten der Bundesländer hatten am Freitag erklärt, es müsse weiter eine bundeseinheitliche Rechtsgrundlage für die Corona-Schutzmaßnahmen geben.
Städtetagspräsident Burkhard Jung warnte vor einem "Flickenteppich". Ein gemeinsamer Rahmen sei weiterhin notwendig. "Die Länder müssen über den Winter Regeln wie 3G oder sogar 2G und das Tragen von Masken in Innenräumen weiter vorgeben können", sagte der Leipziger Oberbürgermeister den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Unterstützung erhielt Spahn vom Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. Der Vorschlag des Ministers sei "letztlich folgerichtig", sagte er der "Rheinischen Post" (Samstag).