Corona in der Ukraine: Flüchtende brauchen Schutz vor Infektionen
DW
Der Krieg in der Ukraine könnte zu hohen Corona-Infektionszahlen führen. Die Gefahr, dass durch die Fluchtbewegung eine neue Infektionswelle über Europa hinwegrollt, sieht die Epidemiologin Berit Lange vorerst nicht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichten von angegriffenen und zerstörten Krankenhäusern in ukrainischen Städten. Mehrere Sauerstoffanlagen im Land seien geschlossen worden. Dabei war der Mangel an Sauerstoff in der Pandemie schon vorher ein Problem im Land.
"Medizinische Einrichtungen dürfen niemals Ziel militärischer Aktionen werden", sagt Berit Lange, Leiterin der klinischen Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Es sei nicht nur eine Katastrophe für Menschen, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben, sondern für alle, die medizinische Versorgung benötigen.
In der Ukraine ist nur etwa ein Drittel der Bevölkerung geimpft. Die Delta-Welle sorgte im November und Dezember des vergangenen Jahres für einen hohen Druck auf das Gesundheitssystem. Viele Menschen mussten ins Krankenhaus, die Todeszahlen waren hoch.
Die Omikron-Welle erreichte ihren Höhepunkt in der Ukraine Mitte Februar. "Die hat aber – wie in vielen anderen Ländern auch – nicht zu vielen Todesfällen und einer starken Belastung des Gesundheitssystems geführt", sagt Lange.
Trotzdem sei es nun enorm wichtig, die medizinische Versorgung der Menschen sicherzustellen – sofern das möglich ist. "Die Lage der flüchtenden Menschen sollte nicht noch durch viele COVID-Infektionen erschwert werden", so die Epidemiologin.