Bundeswehr-General: Größte Gefahr an Nato-Nordostflanke
ProSieben
Afghanistan, Irak, Mali - das Einsatzführungskommando der Bundeswehr steuert Aufträge an deutsche Soldaten im Ausland auf der nationalen Schiene. Landes- und Bündnisverteidigung in einem hochintensiven Konflikt wurden noch nicht trainiert.
Der neue Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Bernd Schütt, sieht die größte Gefahr für eine militärische Eskalation mit Russland an der Nordostflanke der Nato. «Und deswegen ist der Punkt der glaubwürdigen Abschreckung in dieser Region für mich ein ganz zentraler Punkt. Hier spielt die Präsenz von Landstreitkräfte eine zentrale Rolle», sagte der Generalleutnant der Deutschen Presse-Agentur. Verstärkte Übungen für die Landes- und Bündnisverteidigung werde es auch in seinem Kommando geben. Schütt: «Diese Art von intensiver Kriegsführung haben wir hier so noch nicht trainiert. Da bedarf es einer Anpassung bestehender Strukturen und Verfahren.»
Das Einsatzführungskommando in Schwielowsee bei Potsdam führt die Kontingente der Bundeswehr im Auslandseinsatz in nationalen Belangen - wie bei Material, Personal und im Disziplinarwesen - nicht aber operativ. Bei Einsätzen wie in Litauen - wo die Bundeswehr einen multinationalen Gefechtsverband der Nato (eFP) führt - sind die deutschen Soldaten auch in die Verteidigungsplanungen des jeweiligen Landes eingebunden. Nach konkreter gewordenen russischen Drohgebärden im Streit um den Transitverkehr in die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad sind Befürchtungen im Baltikum zuletzt gewachsen.
Als geografischer Schwachpunkt gilt die sogenannte Suwalki-Lücke, eine enge Landverbindung der baltischen Staaten zu den anderen Nato-Staaten. Sie trennt Kaliningrad von Belarus.
«Im Bereich der Suwalki-Lücke ist es nur ein kurzer Sprung und dort ist die Gefahr einer Testung des Verteidigungswillens und der -fähigkeit der Nato relativ groß. In diesem Raum kann man relativ schnell Truppen verlegen und dann zum Beispiel unter Einsatz von Luftlandetruppen einen ersten Stoß durchführen», sagte Schütt. «In Putins Rational: Vielleicht denkt er, die Nato kommt nicht.»