Britischer Vize-Premier Dominic Raab tritt zurück
DW
Wegen Mobbing-Vorwürfen wirft der Justizminister im Kabinett Sunak das Handtuch. Für den Regierungschef kommt die Sache höchst ungelegen - kurz vor den Regionalwahlen.
In einem Schreiben teilte Raab mit, er lege seinen Posten als stellvertretender Regierungschef wie auch sein Amt als Justizminister nieder. Er fühle sich verpflichtet, den Ausgang der Untersuchung zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu akzeptieren. Zugleich wies der 49-Jährige jedoch den größten Teil der Anschuldigungen zurück.
Britische Medien berichten seit Längerem über die Vorwürfe. So schrieb der "Guardian", Raab sei für seinen Führungsstil und seinen Umgang mit Untergebenen gefürchtet. Während seiner erster Amtszeit als Justizminister von September 2021 bis September 2022 habe im Ministerium ein "Klima der Angst" geherrscht. Der Ressortchef sei "manipulativ" und "aggressiv".
Die Boulevardzeitung "Sun" hatte im November ausgebreitet, wie der einstige Brexit-Unterhändler in einem Wutanfall Tomaten aus einem Salat quer durch den Raum geworfen haben soll. Ein Sprecher Raabs dementierte dies später. Raab selbst sagte im Februar im Sender Sky News, er habe sich "jederzeit professionell verhalten". Sollten die Mobbing-Vorwürfe jedoch aufrechterhalten werden, "würde ich zurücktreten".
Für seinen Chef, Premierminister Rishi Sunak, kommt die Causa zur Unzeit. Im Mai stehen in Großbritannien Regionalwahlen an und die regierenden Tories befürchten hohe Verluste. Einer aktuellen Umfrage zufolge glauben 44 Prozent der Briten, dass Sunak von den Vorwürfen gegen Raab wusste, als er diesen in sein Kabinett holte.
Der Premier hatte die partei-interne Wahl im Oktober unter anderem mit dem Versprechen gewonnen, nach der von Skandalen geprägten Amtszeit seines Vorgängers Boris Johnson und dem kurzen Zwischenspiel von Liz Truss "Integrität, Professionalität und Verantwortung" in der Regierung wiederherzustellen.