Brasilien vor dem Showdown: Lula gegen Bolsonaro
DW
Linker gegen Rechtspopulist, Versöhner gegen Spalter, Arbeiterführer gegen Social-Media-Crack: Mit Lula da Silva und Jair Bolsonaro werden alte Bekannte den brasilianischen Wahlkampf bestimmen. Spannend wird es trotzdem.
Eins scheint bereits jetzt klar: Das Rennen um die Präsidentschaftswahl in Brasilien werden der ehemalige Präsident, Luiz Inacio Lula da Silva, und der Rechtspopulist und Amtsinhaber Jair Messias Bolsonaro unter sich ausmachen. Die beiden Politikprofis könnten nicht unterschiedlicher sein und sie treffen auf ein tief gespaltetes Brasilien.
Lula kommt aus armen Verhältnissen, der Metallarbeiter führte Ende der 1970er Jahre - noch in Zeiten der Militärdiktatur - riesige Streiks an, wofür er auch ins Gefängnis kam. Der Gewerkschafter gründete die Arbeiterpartei PT und war seitdem deren hauptsächlicher Präsidentschaftskandidat. "Wenn nicht er selbst, dann traten von ihm ausgewählte Personen an", erklärt die Politikwissenschaftlerin Camila Rocha.
Nun kandidiert der 76-Jährige zum sechsten Mal. 2002 und zur Wiederwahl 2006 gewann er die Wahlen. Als er Ende 2010 sein Amt an seine Parteikollegin Dilma Rousseff abgab, lagen seine Zustimmungswerte bei spektakulären 83 Prozent. Das lag unter anderem an seinen Sozialhilfeprogrammen: Etwa "Universidade para Todos" (Universität für Alle), das auch jungen Menschen aus armen Verhältnissen ein Studium ermöglicht. Das Programm "Bolsa Familia" - wohl Lulas bekanntestes Verdienst - unterstützt bis heute viele Familien im Land.
Doch mittlerweile habe Lula nicht mehr nur das "Image des Verteidigers der Armen und Arbeiter", so die Politologin Rocha. "Ihm haftet auch der Makel der Korruption an." Während der PT-Regierungen von 2003 bis 2016 gab es zahlreiche Korruptionsskandale, etwa zum Stimmenkauf im Kongress (Mensalão) und in Verbindung mit dem halbstaatlichen Energieriesen Petrobras (Operation Lava Jato).
In Zusammenhang mit letzterem saß Lula sogar von April 2018 bis November 2019 wegen Vorwürfen der passiven Korruption und der Geldwäsche im Gefängnis - während der Ex-Präsident stets seine Unschuld beteuerte und die Ermittlungen als Verschwörung gegen sich bezeichnete. Tatsächlich fanden Hacker Belege für Absprachen zwischen den Korruptionsermittlern und dem damals zuständigen Richter Sergio Moro - was zur Annullierung der Prozesse gegen Lula führte.