Aufregung beim Bundesliga-Gipfel: Haltung bewahren
Frankfurter Rundschau
Dass Borussia Dortmund sich dermaßen darauf versteift, Schiedsrichter Felix Zwayer an den Pranger zu stellen, macht keinen guten Eindruck. Gerade in diesen schwierigen Zeiten.
BVB-Anführer Marco Reus flehte im Nachgang um himmlischen Beistand („Oh, mein Gott“), der Dortmunder Wikinger Erling Haaland witterte natürlich sofort einen „Skandal“ und versuchte beim Shakehand, seine Pranke als Schraubstock anzuwenden, um Schiri Felix Zwayer seine geballte Wertschätzung näherzubringen. Und bei Coach Marco Rose brannten einfach mal alle Sicherungen komplett durch, weshalb der stämmige Co-Trainer René Maric kräftig zupackte und den Chef im etwas unkonventionellen Ringergriff vom Feld schleppte. Prima.
So also kann es aussehen, wenn sich die beiden besten deutschen Fußballmannschaften dieses Jahres und der letzten Jahrzehnte gegenüberstehen: Eine Sammlung an Tiraden und Anklagen, Aggression und Wut. Und dann kommt noch der erst 18-jährige Jude Bellingham um die Ecke und beschuldigt den Schiri direkt-indirekt, das Spiel verschoben zu haben. Ganz schön frech. Zur richtigen Einordnung: Der Dortmunder Ärger ist verständlich, das Handspiel von Mats Hummels, das einen Strafstoß und den Bayern-Sieg nach sich zog, zumindest diskutabel. Auch beim Schubser von Lucas Hernandez an Marco Reus hat schon manch Schiri auf den Punkt gezeigt. Aber den Schuldigen in Felix Zwayer zu suchen und ihn an den Pranger zu stellen, geht an der Sache vorbei. Der 40-Jährige hat nicht schlecht gepfiffen, und ja, beide kniffligen Entscheidungen kann man auch genau so treffen, wie er sie getroffen hat.
Da tut es nichts zur Sache, dass der Mann nicht gut beleumundet ist, knietief in den Hoyzer-Skandal verwickelt war, damals Geld annahm und für ein halbes Jahr vom DFB aus dem Verkehr gezogen wurde. Er ist rehabilitiert. Auch wenn das vielen nicht passt.