Auf einmal ist Demokratie keine Selbstverständlichkeit mehr
Die Welt
Seit dem Ukraine-Krieg ist die Bedrohung durch China in Taiwan präsenter. Bei der Kommunalwahl am Samstag geht es um den Umgang mit dem Nachbarn. Peking versucht durch Cyberattacken Einfluss zu nehmen, doch die Taiwaner wehren sich energisch. Ein Besuch in einem aufgewühlten Land.
Vincent Chao tritt auf der Wahlkampf-Rallye mit blau-gelber Maske auf. Seine Parteikollegen tragen grün, die Farbe der Democratic Progressive Party (DPP). Chao hat die Farben der Ukraine gewählt, obwohl diese 8000 Kilometer von Taiwan entfernt liegt. Der junge Kandidat für einen Bezirksrat Taipehs will darauf hinweisen, wie schnell Demokratie und Freiheit von einem großen Nachbarn bedroht werden können. In Taiwans Fall ist dieser große Nachbar China.
Peking provoziert den Inselstaat, dessen Unabhängigkeit es nicht anerkennt, seit Jahren. Seit dem Sommer verstärkt China den militärischen Druck vor Taiwans Küste und versucht mit Mitteln hybrider Kriegsführung die Stimmung im Land zu beeinflussen. Doch die Taiwaner haben gelernt, sich zu wehren. Das wird im Wahlkampf für die Kommunalwahlen deutlich.