Anders süß
Frankfurter Rundschau
Adventszeit ist Schokozeit. Start-ups wie The Nu Company aus Sachsen setzen auf faire Schokolade und mehr Umweltschutz – und versuchen auch große Hersteller für die Idee zu gewinnen.
Das klingt erst mal wie eine Kampfansage. „Neue Regeln, neue Riegel“, prangte es zuletzt am Berliner Hermannplatz als Werbebotschaft von der Hausfassade. Das sächsische Start-up The Nu Company ist angetreten, die Süßwarenindustrie hierzulande umzukrempeln. „Der Schokoriegel ist nur ein kleines Produkt, aber er steht für viele Probleme“, sagt Christian Fenner, Mitgründer des Unternehmens.
Fenner, 30, kam über einen Umweg zur Schokolade. Und der führte über die heimische WG-Küche. Lange liebäugelte Fenner im Studium als angehender Wirtschaftsingenieur mit einem Job in der Industrie. Aber irgendwie haben ihn die Hierarchien dort geschreckt. Er wollte lieber was Eigenes machen. Aus Frust über die zuckersüßen Schokosnacks in der Unimensa kamen Fenner und seine Mitstudenten Mathias Tholey und Thomas Stoffels bald auf eine andere Idee: „Wir haben gesehen, die Schokoriegel sind in Plastik verpackt, voller Zucker, und es ist unklar, woher die Schokolade kommt, die man gerade isst“, erzählt Fenner. So wurde in der heimischen Studentenküche geköchelt und experimentiert. Etliche Versuche später stand ein Schokoriegel: vegan, zwei Drittel weniger Zucker, mal veredelt mit Kokosblütensirup, mal versetzt mit Hanfsamen. Fenner: „Unser erstes Ziel: ein Selbstmachset für einen fairen Schokoladenriegel.“
Was als Experiment begann, ist längst ein Unternehmen. The Nu Company – frei übersetzt: die neue Firma – heißt das Schoko-Start-up, das Fenner mit seinen Freunden vor vier Jahren gründete. Die ersten Riegel wurden noch in einer eigenen Manufaktur in Dresden gefertigt, mittlerweile ist die Produktion ausgelagert und die Firma nach Leipzig umgezogen. The Nu Company hat nicht nur Auszeichnungen erhalten. Die Firma beliefert auch Supermarktketten – konventionelle wie Rewe oder bio wie Denn’s. Sieben Millionen Euro Umsatz erwirtschafteten die 85 Beschäftigten im vergangenen Jahr. Dieses Jahr soll’s mehr werden, sagt Fenner. Dabei geht es ihm um mehr als Rendite und Gewinn: „Wir wollen den Beweis antreten, dass man ein profitables Unternehmen starten kann, das einen messbaren ökologischen Einfluss hinterlässt“, sagt der Gründer.