"Alles aus Liebe": Die Toten Hosen auf Jubiläumstour
DW
40 Jahre Die Toten Hosen! Anlässlich ihres runden Jubiläums tauchen wir ein, in die wilden Anfangsjahre der Band in der Düsseldorfer Punkszene der 1970er.
Düsseldorf, Ratinger Straße 10, Anfang der 1980er Jahre. Die Kneipe "Ratinger Hof" ist seit Jahren Anziehungspunkt für Künstler und Musiker aus der Düsseldorfer Szene - ab und zu schauen auch mal Joseph Beuys oder Sigmar Polke herein. Im Keller proben Punkbands, oben finden Diskussionsforen, Konzerte und freies Theater statt.
"Normale" Altstadtbesucher oder Touristen verirren sich selten in diese von Neonröhren bestrahlte Künstlerkneipe - hier ist alles ehrlich und rau. Wie die Bands, die hier auf der aus Billardtischen zusammengezimmerten Bühne stehen. Die damalige Besitzerin, Carmen Knoebel, erinnert sich: "Wir fanden es ganz toll, mit welcher Frische die Bands auf die Bühne stiegen, ohne wirklich ihre Instrumente zu beherrschen", erzählt sie im Webmagazin der Toten Hosen. Auch die Texte fand sie damals gut und fügt hinzu: "Ich glaube, dass im deutschen Punk die Texte auch viel wichtiger waren als die Musik."
Zu den Bands, die dort auf der Bühne des Ratinger Hofs auf ihren Instrumenten herumschrammelten, gehörte auch die Band "Zentralkomitee", lässig abgekürzt mit "ZK". Die Band um den jungen Campino, mit bürgerlichem Namen Andreas Frege, gab dort genauso Konzerte wie all die anderen jungen Punkbands, die sich alle gegenseitig neugierig beobachteten und voneinander lernten. Der Ratinger Hof war Spielwiese und Sprungbrett zugleich.
ZK brachten das Publikum zum Pogen, Campino war von Anfang an ein Frontmann mit Entertainerqualitäten. Unvergessen bleibt in Carmen Knoebels Erinnerung aber ein Kinderkonzert im Ratinger Hof. ZK traten in Clownskostümen auf und ließen die Kinder die Bühne entern. Die durften Blockflöten malträtieren und die Musiker schließlich mit Schokoküssen bewerfen.
In dem Buch "Die Toten Hosen - Am Anfang war der Lärm" erinnert sich Campino an die ZK-Zeit: "Jedes zweite Konzert war total scheiße. Wenn das Konzert zu Ende war, haben drei Mann geklatscht, einer rief 'Arschloch' und das war's." Trotzdem hat das Punk-Trio Singles und eine LP veröffentlicht.