Afghanistan: der Kampf der Hilfsorganisationen
DW
Vor zwei Monaten übernahmen die Taliban die Macht in Afghanistan. Die Lage im Land hat sich verschärft, es droht eine Hungerkrise. Und Hilfsorganisationen, die das Leid lindern könnten, stehen vor massiven Hürden.
Eigentlich wäre Hilfe überall nötig. Schon jetzt wüsste jeder dritte Afghane nicht, wie er zu seiner nächsten Mahlzeit käme. Das sagte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, Anfang September. Im nächsten Jahr könnten 97 Prozent der fast 40 Millionen Einwohner in Armut leben. "Die Situation im Land verschlechtert sich täglich", sagt Simone Pott von der Welthungerhilfe der DW. Dörfer im Norden des Landes hätten sehr unter den Kämpfen vor der Machtübernahme der Taliban vor zwei Monaten gelitten. Schulen seien zerstört, ebenso wie Gesundheitsstationen. "Die Lage für die Menschen, für die Familien ist ziemlich schwierig."
Hautnah vor Ort erlebte das der Arzt Tankred Stöbe. Er war für Ärzte ohne Grenzen erst vor wenigen Wochen in Herat im Westen Afghanistans. Die Zustände in der Klinik, die Ärzte ohne Grenzen dort betreibt, beschreibt er als dramatisch: schwer mangelernährte Kinder, Menschen, die aus anderen Landesteilen zur Klinik kämen, ohne Lebensgrundlage, weil Ernten ausfielen. "Wir haben ein 18 Monate altes Kind behandelt, das nur 3,5 Kilogramm wog und beim Eintreffen in der Klinik fast nicht mehr am Leben war", sagt Stöbe der DW. Das Kind sei wenig später gestorben. Das Klinikpersonal arbeite am Limit, statt 200 Patienten kämen 400 am Tag.