Ab in den Schafmodus
Süddeutsche Zeitung
Was ist für die deutschen Biathleten bei Olympia drin? Klare Medaillenfavoriten fehlen, die Bedingungen sind eisig - doch die Lust an Olympia wollen sie sich nicht nehmen lassen.
Erik Lesser hat einen Sack voller Vergnügen mit zu den Olympischen Spielen gebracht. Eine Spielekonsole, ein Schachbrett, Gemeinschaftsspiele. Für den Genuss noch eine Kaffeemühle und Bohnen - was einem so einfällt als Notfall-Paket, wenn man mit dem Schlimmsten rechnen muss. Falls er ins Quarantäne-Hotel muss, "bin ich halt dann ein professioneller Zocker", sagt der 33-Jährige. Es sollen seine letzten Olympischen Spiele sein, eine "vernünftige" Zeit will er noch mal erleben. Was einem einige Energie abverlangt, Gesundheits-Apps befüllen, in Blasen leben, schon Wochen vor der Abreise. Deswegen hat er in den letzten Monaten seinen Freund und einstigen Zimmerkollege Arnd Peiffer beneidet: "Weil er den ganzen Quatsch nicht mehr mitmachen muss."
Erik Lesser hat schon einige Spiele hinter sich, Medaillen und WM-Titel gewonnen, es lief nicht immer ganz rund in der vergangenen Saison für ihn. Nun hofft er, in Zhanjiakou Teil der Männer-Staffel zu sein, Gold ist das ausgerufene Ziel von Bundestrainer Mark Kirchner. Ein ambitionierter Wunsch, den letzten Sieg gab es im vergangenen März, die Konkurrenz aus Norwegen, Russland und Frankreich ist stark. Am liebsten würden sie jetzt nur noch über solche Sachen sprechen, Training, Loipe, Schießstand. Wer Olympiamedaillen gewinnen will, braucht einen klaren Kopf. Wenn das in dieser Zeit mal so einfach wäre.
Finden Sie alle aktuellen Nachrichten, Liveberichte und Ergebnisse zu den Olympischen Winterspielen in unserer Themen-Übersicht.
Die Einreise haben sie schon mal überstanden, keiner wurde am Flughafen in Peking aus dem Verkehr gezogen. Dafür traf es am Donnerstag die norwegische Mannschaft, Johannes Thingnes Bö und Ingrid Landmark Tandrevold müssen sich als enge Kontakte einer Corona-positiven Person strengeren Maßnahmen unterziehen. Sie dürfen trainieren, müssen aber alleine essen, bis zur Mixed-Staffel am Samstag - für die Bö vorgesehen war - müssen alle Tests negativ ausfallen.
Im deutschen Team hatte es noch vor den Spielen Franziska Preuß und Johannes Kühn getroffen, die in dieser Saison zu den Besten im Team gehörten. "Es sind schon noch viele Fragezeichen da", sagte Preuß am Donnerstag, sie müsse schauen, "was der Körper so hergibt". Am Freitag vermeldete der Verband dann: Sie ist nach ihrer Fußverletzung zunächst noch nicht dabei. In der Mixed-Staffel geht das Quartett Vanessa Voigt, Denise Herrmann, Benedikt Doll und Philipp Nawrath am Samstag (10.00 Uhr/Liveticker SZ.de) an den Start.